WAZ / 02.03.2018
Fabelhafte Schreckensbilder
Der Essener Fotograf Harald Reusmann zeigt zu den Akzenten die Ausstellung „Hybris“ in der Kulturkirche Liebfrauen. Es geht um Kriegspropaganda
Von Anne Horstmeier
Dass die „Erzfeindschaft“ zwischen Deutschen und Franzosen eine der Wurzeln für den Ersten Weltkrieg war, kann man sich 100 Jahre nach dem Ende dieses Krieges kaum noch vorstellen. Dabei ist es erst 55 Jahre her, dass mit dem Élysée-Vertrag der Meilenstein gelegt wurde, auf dem dann die Freundschaft der Nachbarnentstehen konnte. Die Ausstellung „Hybris“ in der Kulturkirche Liebfrauen, die vom 3. bis 18. März einzentraler Spielort der Akzente ist, erinnert an diese „Erzfeindschaft“
Dabei gelingt dem Essener Fotograf Harald Reusmann ein frischer, vielschichtiger Blick, der sich demThema Krieg mit groteskem Humor nähert, um am bitterernsten Ziel zu landen. Denn am Ende sind alle tot, ob es nun die französischen Füchse oder das deutsche Huhn sind, über die sich letztlich der große Deckel schließen wird.
Es gibt keine Rettung
Ausgangspunkt der aus zahlreichen Fotografien am Computer komponierten Bilder war Reusmanns Beschäftigung mit der Kriegspropaganda, die Franzosen wie Deutsche auch mit Tierdarstellungen betrieben, um den Gegner herabzuwürdigen und sich selbst aber zu überhöhen – deutsches Schwein trifft französischen Gockel. Inspiriert dazu haben ihn Propaganda- Postkarten, die er gesammelt hat. Sie zeigen Menschen in Tiergestalt, gekleidet in Uniformen: Während der deutsche Kaiserals Hirschkäfer Blut am „Geweih“ hat, fliegen die französischen Soldaten als Schmetterlinge umher.
Für seine Bilder hat Reusmann Tiere in Zoos und Sammlungen fotografiert: Vögel und Echsen, Insekten und Frösche, aber auch Nashörner. Er hat sie mit Uniformen und Helmen, mit Orden und Waffen ausgestattet, hat sie auf Gräser oder Straßen platziert, aber auch auf Schachbrettern, hat die Quadriga vom Brandenburger Tor in apokalyptische Reiter verwandelt oder sogar eine große Arche Noah mit ihnen bevölkert; aber auch sie bietet diesen Tiermenschen keine Rettung, denn das Schiff ist eine Bratpfanne.
Fabelhaft detailreiche Bilder, die menschliche Überheblichkeit grotesk erscheinen lassen, wenn sie etwa in Gestalt eines ordenbehangenen Vogel Strauß daher kommt. Schließlich hat Reusmann eine weitere Ebene eingezogen, indem er den Motiven Originaltexte von den historischen Kriegspostkarten zur Seite stellt. Blenden doch die Texte sowohl der Soldaten als auch der Zivilisten die Schrecken des Krieges aus, flüchten sich in Floskeln und Optimismus.
Es ist die zweite Ausstellung (und zugleich Buchprojekt), in der sich der 1963 geborene Reusmann mit der Propaganda im Ersten Weltkrieg auseinandersetzt. Thomas F. Schneider vom Erich-Maria-Remarque- Friedenszentrum Osnabrück zitierte dazu aus „Im Westen nichts Neues“: „Aus uns sind Menschentiere geworden.“
Bis 18. März, geöffnet jeweils
30 Minuten vor und nach Veranstaltungen,
Eintritt frei.
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Duisburg Live
WAZ / 04.03.2018
DIE RHEINPFALZ / Nr.174 / 29.07.2017
Badisches Tagblatt /Ausgabe 150 / 03.07.2017
Badische Neueste Nachrichten / Ausgabe 150 / 03.07.2017
Museumspass
Neue Osnabrücker Zeitung
Kulturseiten Osnabrück April-August
https://issuu.com/omt_osnabrueck/docs/kulturseiten_2016_1_final_print
Universität Osnabrück
Erich Maria Remarque- Friedenszentrum Osnabrück
http://www.remarque.uni-osnabrueck.de/
Programm der 16. Osnabrücker Kulturnacht – Hochschule Osnabrück
https://www.hs-osnabrueck.de/fileadmin/News/Veranstaltungen/IuI/2016/Kulturnacht_2016.pdf