INIMICUS-DER FEIND


INIMICUS-DER FEIND

Das Projekt:

Das Projekt mit dem Titel INIMICUS-DER FEIND befasst sich mit der Darstellung des Feindbildes.

Durch das Ausarbeiten von Stereotypen, die sich in der Historie der feindseligen Auseinandersetzung mit dem Fremden wiederfinden, versuche ich darin Gemeinsamkeiten zu finden. Vorbilder für meine Arbeit finde ich in historischen Darstellungen des Feindes oder des Fremden. Hier interessiere ich mich für überspitzte Darstellungen der Satire, Propaganda oder auch für subtilere Darstellungen aus der Märchenwelt. Ich bediene mich hier alt hergebrachter Denkmuster und Bilder, die sich tief in uns eingebrannt haben, ohne daß wir es unbedingt wahrnehmen. Dies kann sich in Vorurteilen gegenüber anderen äußern oder subtile Ängste hervorrufen. Das Projekt stellt sich gegen neue, populistische rechte Strömungen, die sich dieser Zerrbilder bedienen.

Entstehungsprozess:

Ursprünglich hatte ich vor, die Arbeit in Kooperation mit einer Maskenbildnerin direkt am Modell anzufertigen. Schnell wurde klar, daß die Einschränkungen durch diese Form der Arbeit zu groß sind. Die vielen Aspekte, die ich berücksichtigen wollte, waren durch eine rein maskenbildnerische Leistung nicht zu erfüllen.

Alternativ  fotografierte ich ein Menschenmodell mit einer speziellen Beleuchtung. Grundlage für alle Bilder ist  das klassische Schwarz-Weiß Portrait, in welches ich durch die Fotomontage-Technik Dinge hinzufüge und verbinde. So war es mir möglich diverse Objekte, die ich im gleichen Licht fotografiert habe, in die Bilder einzubauen. Das war wichtig, um die Figuren in meinen Arbeiten langsam entwickeln zu können. So konnte ich Teile von militärischer Ausrüstung, afrikanischen Skulpturen, Masken, mumifizierten Tieren, Totenschädeln oder andere Gegenstände in meine Bilder einfließen lassen und sie mit dem Portraitierten verbinden. Es entstanden langsam diverse Feindbilder-Variationen, die verschiedene Aspekte des Fremdartigen und vermeintlich Bösen in sich vereinen.

Wichtig ist mir in dieser Arbeit, daß jedes Bild diverse Feindbilder in sich trägt. Meine Priorität lag nicht auf dem Rezitieren althergebrachter Feindbilder, sondern auf deren Infragestellung. So können sich auf einem Bild durchaus eine deutsche Pickelhaube in Kombination mit einer afrikanischen Skulptur und einer vermeintlich jüdisch anmutenden Höckernase befinden. Sozusagen sind die Figuren ein Hybrid aus all dem. Der oft in meinen Arbeiten zitierte Januskopf dient ebenfalls diesem Eindruck der Doppeldeutigkeit und der Zwiespältigkeit.

Da die Arbeiten kein Portrait eines Menschen darstellen, sondern eine verallgemeinerte Vorstellung des Fremdartigen, habe ich in jedes der Bilder eine Art Wagen eingebaut. Er hat symbolische Wirkung und zeigt, daß ein jedes Feindbild wie ein Karnevalswagen von Ort zu Ort zieht, um den Menschen ein verzeichnetes Deutungsmuster des Bösartigen zu präsentieren.

Anliegen:

Ich möchte mit meiner Arbeit zum Nachdenken anregen, wie schnell wir einem solchen Zerrbild des Menschen erlegen sind und uns dem allzu kritiklos hingeben. Der Ausflug in die Historie unterstreicht, wie tief diese Bilder in uns eingedrungen sind und unsere Sicht auf andere Gruppen verstellen. Die Diffamierung von andersdenkenden oder uns fremden Personen ist Teil unserer  Historie, die es immer wieder aufzuzeigen und kritisch zu hinterfragen gilt. Dies war schon immer Bestandteil meiner künstlerischen Arbeit und findet im Projekt INIMICUS-DER FEIND eine deutliche Entsprechung und ein Statement zu den jüngsten populistischen Entwicklungen in Deutschland und in der Welt.