Als Matte Wetter wird im Bergbau verdorbene und verbrauchte Atemluft mit einem zu geringen Anteil an Sauerstoff benannt. Matte Wetter enthalten Beimengungen nicht giftiger Gase. Sind die Anteile dieser Gase wie Methan, Wasserstoff, Kohlendioxid und Stickstoff zu hoch, ist die Luft für einen Menschen nicht mehr atembar. |
MATTE WETTER / Die Fotomontagen von Harald Reusmann

Auf der Suche nach dem Ruhrgebiet aus unserer Kindheit wurde ich schnell enttäuscht. Ich musste schnell feststellen, dass es diese Orte nur noch in meiner Erinnerung gibt. Es gibt dieses typische Revier einfach so nicht mehr, diese Industriebrachen, diese Landschaft und dieses einnehmend, desolate Flair.
Als Fotograf, der auf vorhandene Dinge angewiesen ist, wurde mir schnell klar, dass ich für die Umsetzung dieser Bilder eine erweiterte Bildsprache benötige. Ich entschied mich für das Mittel der Fotomontage. In Überblendungen mehrerer Fotos entstanden Negativ-Effekte die Zechenarchitektur irreal, geisterhaft erscheinen lassen. Ein Hinweis darauf dass, sich hinter dem heute noch Sichtbaren eine Welt verbirgt die nicht mehr vorhanden ist.
Andere Zechen-Fördertürme erscheinen hinter dichtem Gestrüpp und lösen sich formal fast vollständig auf. Architektur und Natur verbinden sich und sind kaum noch voneinander zu trennen. Es entstehen abstrakte Bilder die wie mit dem Pinsel gemalt wirken.
MATTE WETTER / Die Skulpturen von Gerhard Reusmann

Skulpturen zwischen Vergangenheit und Identität: Gerhard Reusmann zeigt das menschliche Erbe des Bergbaus
Der Künstler Gerhard Reusmann widmet sein Schaffen der Transformation des Bergbaus – einer Industrie, die das Ruhrgebiet über Generationen prägte und heute meist nur noch museal präsent ist. Mit seinen Skulpturen hält Reusmann nicht die Technik oder Maschinen dieser Ära fest, sondern das, was oft übersehen wird: die menschlichen Geschichten, Erinnerungen und Identitäten, die untrennbar mit dem Bergbau verbunden sind.
Seine Figuren stehen sinnbildlich für den Dialog zwischen der vergangenen Arbeitswelt und der heutigen, postindustriellen Identität des Ruhrgebiets. Sie machen den Wandel sichtbar, den diese Region durchlebt hat – und stellen Fragen nach dem, was bleibt.
Statt nüchterner Erinnerung an eine untergegangene Industrie geht es Reusmann um emotionale Tiefe. Seine Werke laden Betrachterinnen und Betrachter dazu ein, über Verlust, Veränderung und das kulturelle Erbe einer ganzen Generation nachzudenken.
Die Materialien und die Formensprache der Skulpturen greifen die Härte und Schwere des industriellen Zeitalters auf, öffnen aber zugleich einen Raum für Schönheit im Vergänglichen. Charakteristisch sind verlängerte Oberkörper und verkürzte Beine – eine bewusste Proportionierung, die den Figuren eine eigene Dynamik und Eleganz verleiht. Ihre geschwungenen Bewegungen lassen sie zugleich bodenständig und lebendig erscheinen. Reusmanns Skulpturen sind mehr als künstlerische Objekte – sie sind Mahnmale des Wandels, Erinnerungszeichen und ein Appell, die menschliche Seite des Bergbaus nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Vita: Gerhard Reusmann / Bildhauer Geboren 1964, Diplom-Chemiker, Dr. rer nat., Studium der Bildhauerei bei verschiedenen Künstlern, seit 2024 freischaffender Bildhauer